Auf Einladung der Ossenheimer GRÜNEN informierte der Schornsteinfegermeister und Gebäudeenergieberater Reiner Scholl lebendig und kompetent über Möglichkeiten nachhaltiger Wärmegewinnung im Privathaus.
Bernd Stiller begrüßte für den Stadtverband und Dr. Sören Niemann-Findeisen für die Ossenheimer Grünen rund 40 Gäste im Bürgerhaus Ossenheim. Als die Veranstaltung Anfang des Jahres geplant wurde, war noch nicht klar, welche Aktualität das Thema angesichts des Ukraine-Krieges bekommen sollte.
Referent Reiner Scholl begann mit einer allgemeinen Einführung: Um langfristig klimaneutral sein zu können, müsse die Nutzung von fossilen Brennstoffen, sprich Kohle, Öl und Gas schrittweise auslaufen und durch regenerative Energieformen ersetzt werden. Der Referent erläuterte zunächst die verschiedenen Begriffe, die für Energie verwendet werden: Mit Endenergie ist die Energie gemeint, die mit Verlusten beim Verbraucher ankommt und bezahlt wird, während Primärenergie das Ergebnis des Energiegewinnungsprozesses ist und graue Energie die Energie bedeutet, die für Herstellung, Transport, Lagerung und Entsorgung erforderlich ist. So sei z. B. die Herstellung von Zement, bei der Temperaturen von 1450 Grad benötigt werden, extrem energieintensiv. Daher sollte dieser unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten nur dort eingesetzt werden, wo es keine Alternativen gibt, wie bei den Fundamenten von Häusern. Erheblich nachhaltiger seien Gebäude in Holzbauweise.
Sparen schon mit kleinen Maßnahmen
Bereits mit kleinen Maßnahmen lässt sich Heizenergie einsparen, so Herr Scholl. Zum Beispiel durch das Herunterdrehen der Heizkörper. Eine Temperaturabsenkung vom 1°C spart bereits 7% Heizenergie, Der Heizkörper sollte dabei aber nicht vollständig abgedreht werden, damit die Raumtemperatur nicht unter 18°C fällt. Wichtig ist das richtige Lüften. Keinesfalls sollten die Fenster permanent gekippt stehen, effektiver sei kurzzeitiges Stoßlüften. Bei kühlen Räumen sollten die Türen geschlossen bleiben. Rollläden und Rollos helfen ebenfalls, Wärme im Gebäude zu halten.
Als besonderer Tipp wurde die große Bedeutung eines „hydraulischen Abgleichs“ von Heizsystemen hervorgehoben. Darunter ist zu verstehen, dass in verzweigten hydraulischen Systemen alle Stränge (Heizkörper) mit ausreichend Warmwasser versorgt werden. Ebenfalls hoch ist das Einsparpotenzial beim Einbau einer modernen Umwälzpumpe, die den Pumpendruck an die Durchflussmenge anpasst.
Neue Heizsysteme
Erläutert wurden weiterhin die Vor- und Nachteile verschiedener Heizsysteme (Wärmepumpe, Pellets, Photovoltaik, richtige Dämmung). Die Zukunft gehört der Hybridheizung, einer Kombination verschiedener Wärmeerzeuger in einem Heizsystem, beispielsweise von Wärmepumpe und Gasheizung. Letztere muss dabei nur an sehr kalten Tagen anspringen, um die Umweltheizung zu unterstützen. Optimal sei es, wenn die elektrische Wärmepumpe zudem noch mit Strom aus der eigenen Solaranlage versorgt wird.
Energieberatung bei größeren Sanierungen nutzen!
Im Vortrag wurde schnell klar: Das „richtige Heizen“ ist ein äußerst komplexes Thema. Bei größeren Sanierungsvorhaben sollte man deshalb auf jeden Fall Fachleute zu Rate ziehen, empfahl Herr Scholl. Die Beauftragung einer Energieberatung werde außerdem zu mindestens 50 % gefördert. Aufgabe einer Energieberatung ist es, vorzuschlagen, welche Maßnahmen die größten Energieeinsparungen bringen und welche Fördertöpfe dafür genutzt werden könnten.
Wer sich für größere Maßnahmen wie Gebäudedämmung entscheidet, muss aber aktuell Geduld und ausreichend finanzielle Mittel mitbringen. Derzeit sind kaum Handwerker zu finden und die Preise enorm gestiegen.
Zum Abschluss gab es noch Tipps, wie man im Kaminofen durch das richtige Stapeln der Holzscheite viel sparen kann: Das kleine Holz und der Anzünder müssen dazu oben auf dem Holzstapel platziert werden, dann brennt das Holz von oben nach unten effektiver ab.
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