Was braucht eine funktionierende Gesellschaft?

Awet Tesfaiesus, Abgeordnete der Grünen im deutschen Bundestag, besucht Friedberg

Auf Einladung des Grünen Ortsverbandes besuchte die Bundestagsabgeordnete Awet Tesfaiesus Friedberg, um sich vor Ort über die hiesigen kulturellen und gesellschaftlichen Aktivitäten zu informieren. Sie ist Juristin, Mitglied im Rechtsausschuss des Bundestags und Obfrau der Grünen im Ausschuss für Kultur und Medien.

Anlässlich der Wiedereröffnung begann der gut dreistündige Rundgang im Alten Hallenbad: Dr. Wolfgang Sinn und Rainer Götze vom Vorstand des Fördervereins stellten Tesfaiesus und den sie begleitenden Friedberger Grünen das Projekt vor und verdeutlichten die baulichen Veränderungen anhand alter Fotos. „Mich beeindruckt insbesondere, dass es Ihnen hier gelungen ist, ein altes, denkmalgeschütztes Gebäude, für das zunächst keine Nutzung gefunden werden konnte, in ein sozio-kulturelles Zentrum zu verwandeln, und das auf ehrenamtlicher Basis“, lobte Tesfaiesus die Arbeit des Vereins und versprach die Suche nach neuen Fördermöglichkeiten, insbesondere für sozialintegrative kulturelle Projekte, zu unterstützen.,

Dr. Doris Jensch, Grünes Mitglied im Ortsbeirat und Friedberger Stadtführerin, erklärte Tesfaiesus anschließend bei einem Spaziergang durch Friedberg einiges zur Geschichte der Stadt, der Bedeutung der Burg und der Kaiserstraße. Dabei wurde sehr schnell deutlich, wie viel Friedberg an historischen Besonderheiten zu bieten hat, die Identität für die Stadt stiften.

Im Projektladen „Des Kaisers nachhaltige Kleider“ erläuterten die Friedberger Klimaschutzmanagerin Dr. Alena Rohn und Achim Parbel von der MiEG das Konzept des Projektes: „Wir wollen die Friedberger Bürgerinnen und Bürger informieren und sensibilisieren für alle Aspekte der Nachhaltigkeit. Unser Projektladen, der wie eine Wohnung eingerichtet ist, bietet sehr niederschwellig eine Fülle von Informationen, z.B. zu unserem individuellen CO2-Ausstoß . Manch ein Gast ist hier schon nachdenklich geworden.“ In der Zusammenarbeit mit anderen gesellschaftlichen Gruppen, die sich für die Nachhaltigkeit und den Klimaschutz stark machen, wird hier ein breites Programm für alle Bevölkerungsgruppen angeboten, das sehr gut angenommen wird. Tesfaiesus zeigte sich begeistert: „Was Sie hier aufgebaut haben, ist eine Stück gelebter Klimaschutz. Wo Menschen informiert und motiviert sind, können sie ihr Verhalten reflektieren und Veränderungen umsetzen, und das wird letztlich uns allen nutzen.“

Museumsleiter Johannes Kögler nahm sich anschließend Zeit, um Awet Tesfaiesus die Friedberger Mikwe zu zeigen, ist diese doch das größte noch erhaltene jüdische Ritualbad in Europa. Im 13. Jahrhundert entstanden, wurde sie von nichtjüdischen Handwerkern errichtet, ein Umstand, dem sie auch ihr Überdauern verdankt. Denn sie wurde deshalb während der Zeit des Nationalsozialismus als deutsches Kulturdenkmal eingeordnet und entging so einer Zerstörung.

Der Rundgang durch Friedberg endete beim Umsonstladen. Getreu seinem Motto „solidarisch-ökologisch-selbstorganisiert“ gibt er das, was Einzelne nicht mehr benötigen, an andere, die es wertschätzen, weiter. „Wir sind hier 20 Ehrenamtliche, die die Annahme und das Ausgeben aller im Haushalt benötigten Dinge organisieren“, erläutert Beate Neuwirth, Grüne Stadtverordnete in Friedberg, die zusammen mit Klaus Edzards das Konzept des Umsonstladens vorstellte und die Besucherinnen und Besucher durch die Räumlichkeiten führte. Hier kam auch das Gespräch auf die Deutschkurse, die Neuwirth und ca. 20 weitere Ehrenamtliche für Geflüchtete organisieren und durchführen.

Aufgrund von fehlenden Kindergartenplätzen bestehe hier für Frauen oft die einzige Möglichkeit zur Teilnahme an Sprachkursen.

Tesfaiesus zeigte sich beeindruckt vom vielfältigen ehrenamtlichen Engagement. „Dass Friedberg historisch so viel zu bieten hat, aber vor allem, dass seine Bürgerinnen und Bürger sich auf unterschiedlichste Art und Weise der Kultur und Gesellschaft verpflichtet fühlen und sich dafür engagieren, ist ein Pfund, mit dem sie wuchern können. Lebendige Städte leben insbesondere auch vom Ehrenamt. Machen Sie weiter so!“

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