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Alle Fakten nennen: Diskurs zur Windkraft auf dem Winterstein

Über Windkraftanlagen (WKA) im Wald kann man geteilter Meinung sein. Die Freien Wähler haben sich in einer kürzlich erschienenen Pressemitteilung und in einem Leserbrief eines Parteimitglieds dazu geäußert. Zu einem demokratischen Diskurs gehört nach Ansicht der Friedberger Grünen jedoch, alle Fakten zu nennen. In der Pressemitteilung war zu lesen, dass die Kosten für den Rückbau aus Steuermitteln erbracht werden müssten. Grünen Mitglied Michael Freund äußert sich hierzu: „Richtig ist, dass die Betreiber in Hessen dazu verpflichtet sind, je WKA eine Sicherheitsleistung von 1000 € multipliziert mit der Nabenhöhe zu erbringen. Das bedeutet aber nicht, dass die Rückbaukosten darauf beschränkt sind. Es gibt eine gesetzliche Verpflichtung, dass die Betreiber für die Rückbaukosten aufkommen müssen. Welche Kosten es betrifft, ist exakt geregelt und kann z.B. auf der Seite des hessischen Wirtschaftsministeriums oder beim Bundesverband Windenergie nachgelesen werden – z.B. unter wirtschaft.hessen.de und unter www.wind-energie.de.

Selbstverständlich ist über die gesetzliche Vorgabe hinaus bei neuen und größeren Anlagen mit den Projektierern über entsprechend höhere Sicherheitsleistungen zu verhandeln. Hierzu verweisen die Grünen auf die aktuelle Studie des Umweltbundesamtes „Entwicklung eines Konzepts und Maßnahmen zur Sicherung einer guten Praxis bei Rückbau und Recycling von Windenergieanlagen“(https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/entwicklung-eines-konzepts-massnahmen-zur-sicherung).

Ein weiterer Diskussionspunkt ist aktuell die Lautstärke der Windkraftanlagen, die unbestreitbar vorhanden ist und 100 db beträgt. Dabei muss aber der Ort der Messung berücksichtigt werden, denn Lärmschutz ist gesetzlich vorgeschrieben. 100 db beträgt die Lautstärke einer WKA an der Nabe, also auf 160 m Höhe. Schon in 200 m Entfernung beträgt sie am Boden rund 50 db, in geschlossenen Räumen ist sie in 1000 m Entfernung nicht mehr hörbar. Zur Lautstärke von WKA gibt es eine aktuelle eine Studie des bayrischen Landesamts für Umwelt (https://www.lfu.bayern.de/laerm/gewerbe_anlagen/schallmessungen_windenergieanlagen/index.htm) Das Fazit der Studie: „Mit den bisherigen Messungen wurden die vorliegenden Schallprognosen im Wesentlichen betätigt. Es konnte zudem nachgewiesen werden, dass in den betrachteten Wohnräumen die Windkraftanlagen keinen relevanten Beitrag bei den tieffrequenten Geräuschanteilen, insbesondere im Infraschallbereich, liefern. Beim Einschalten der Windkraftanlagen in etwa 900 m Entfernung wurde in den Wohnungen kein signifikanter Unterschied messtechnisch nachgewiesen.“

Auch die Schädigung des Waldes am Winterstein wird als Argument gegen die Windkraftanlagen verwendet. Hierzu ist anzumerken, dass durch die bereits existierenden Klimafolgen, wie die Trockenheit der letzten Jahre, den damit zusammenhängenden Borkenkäferbefall sowie durch Sturmschäden der Wald am Winterstein deutlich dezimiert wurde. Dazu kommt, dass der Wald im betreffenden Gebiet ein Wirtschaftswald ist, in den Erntemaschinen breite Schneisen in den Wald geschlagen haben, wodurch der Boden stark verdichtet ist. Es sind dort breite, gut befestigte Wirtschaftswege vorhanden. Die WKA werden soweit möglich auf den vorhandenen Kahlstellen errichtet werden, zu fällende Bäume müssen wieder aufgeforstet werden.

Alle von den Freien Wählern angeführten Fragestellungen sind selbstverständlicher Teil der Arbeit der Lenkungsgruppe Windpark Winterstein der Stadt Friedberg. Hier arbeiten Stadtverordnete der Parteien, die Verwaltung, Stadtwerke und externe Spezialisten auf Vorschlag der Grünen zusammen, um bestmögliche Lösungen zu erarbeiten. Ein neuer und sicherlich guter Weg, um in Friedberg gemeinsam und erfolgreich wichtige Ziele zu erreichen. Die Grünen bedauern, dass sich die Freien Wähler als einzige der in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Fraktionen gegen eine Mitarbeit in der Lenkungsgruppe entschieden hat und stattdessen Probleme ausschließlich benennt, ohne aktiv an Lösungen mitzuarbeiten.

Darüber hinaus weisen die Grünen darauf hin, dass die Faktenlage gerade bei Windkraftanlagen vielschichtig ist und immer in Relation zu den Zielen der Klimafolgenvermeidung gesehen werden müsse – einfache Antworten und Darstellungen gibt es nicht.

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