Stadt und Land gehören zusammen
Eine nachhaltige, fleischarme und gemüsereiche Ernährung mit Lebensmitteln aus der Region und die dafür notwendige nachhaltige Landwirtschaft ist ein Schlüsselelement zur Bekämpfung der Klimakatastrophe und des Artensterbens.
Humusreiche Ackerböden speichern mehr Kohlenstoff als unsere Wälder. Nachhaltige Anbaumethoden arbeiten mit Bäumen und Feldgehölzen und funktionieren als Temperatursenke, bessere Wasserspeicher und Erosionsschutz für die Böden, bei gleichen oder besseren Erträgen. Darüber hinaus bieten sie mehr Tieren und Pflanzen einen Lebensraum und erhöhen die Erlebnis- und Naherholungsqualität für alle Bürger*innen.
Wir wollen eine aktive kommunale Agrarpolitik etablieren.
Die Landwirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten einen tiefgreifenden Wandel erfahren, auch in und um Friedberg. Die Intensität der Nutzung hat zugenommen, somit auch die Erträge und die negativen Auswirkungen, wie geringere Fruchtvielfalt, intensiver Einsatz von Chemikalien, Verschlechterung der Bodenqualität und hoher Düngereintrag. Das hat Folgen für Artenvielfalt, Wasser und Klima.
Gleichzeitig kommt die Landwirtschaft immer stärker wirtschaftlich und gesellschaftlich unter Druck. Die Ursachen liegen vor allem in der Politik der EU und der Bundesregierung – mitgesteuert von der Lobby der Großbetriebe und der Agrochemie. Die Folgen spüren auch unsere Bäuerinnen und Bauern in der Wetterau.
Wir möchten dem eine aktive kommunale Agrarpolitik entgegensetzen. Dazu haben wir Landwirt*innen und dem Lebensmittelhandwerk schon in der Vergangenheit Gespräche angeboten und sind auch in Friedberg weiterhin offen für den Dialog.
Wir wollen mehr ökologischen Landbau in und um Friedberg. Zurzeit wird die wachsende Nachfrage im Rhein-Main-Gebiet bei den meisten Produktgruppen aus anderen Regionen oder dem Ausland bedient. Unsere Landwirtschaft könnte von dieser Nachfrage mehr profitieren, wenn Lücken auf den Vermarktungswegen geschlossen werden.
Wir werden einen Beitrag zur Ernährungswende in Friedberg und der Wetterau leisten. Dabei geht es nicht nur um die ökologische Landwirtschaft. Auch konventionell wirtschaftende Betriebe können durch Senkung ihrer Emissionen dem Klimawandel entgegenwirken und damit sogar neue Absatzwege erschließen.
Mit vorhandenen Lebensmittel-Verarbeitungsbetrieben, Transportunternehmen und landwirtschaftlichen Partnern sollen kurze Lieferketten entstehen.
In den KiTas und anderen städtischen Einrichtungen mit Essensangebot wollen wir eine ausgewogene und gesunde Ernährung vorwiegend mit regionalen Produkten ermöglichen. Es soll dort ebenfalls regelmäßig ein vegetarisches/veganes Angebot geben.
Bei Verpachtungen städtischer Flächen zur landwirtschaftlichen und gärtnerischen Nutzung werden wir den Einsatz von bestimmten chemischen Pflanzenschutzmitteln und Produktionsverfahren vertraglich ausschließen und vorrangig an Biobetriebe verpachten.
Unter unserer politischen Führung wird sich Friedberg in der Genehmigungspraxis sowie bei Stellungnahmen in den übergeordneten Gremien der Planungsverbände und des Landes Hessen sehr kritisch zum Flächenfraß äußern.
Unser Ziel ist ein Netto-Null-Flächenverbrauch (also, dass nur unversiegelte Fläche neu bebaut werden darf, wenn an anderer Stelle ebenso viel entsiegelt wird). Damit wollen wir auch unsere heimische Landwirtschaft schützen und die Ernährungssicherheit gewährleisten. (Diese Ziele findest du auch in unserm Programm in Kapitel 5)
Hier gibt’s weitere Beiträge zu ERNÄHRUNG.
Noch mehr Ideen für Friedberg
Ein großes Angebot im Zentrum Friedbergs für regional produzierte Lebensmittel würde gleichermaßen Endverbrauchern und Landwirten nutzen.”
Denkbar ist ein dauerhaft geschützter und überdachter Marktbereich, oder eine Art „Kleinmarkthalle“, z.B. im ehemaligen Kaufhaus Joh. Hier könnten vor allem Direkterzeuger und Verarbeiter aus der Wetterau und dem direkten Umland ihre Produkte anbieten. Ergänzt mit verschieden Gastronomie- und Kultur-Angebote steigert dies auch als „Einkaufs- und Erlebniszentrum“ die Attraktivität und Aufenthaltsqualität der Innenstadt. Deshalb sollte die Stadtverwaltung und die Politik in Friedberg ein großes Interesse haben, solche Strukturen zu fördern.
Allein In Friedberg und Bad Nauheim werden über 10.000 Essen täglich in Kantinen gekocht und durch die Ganztagsschulen und Kitas werden das immer mehr. Leider werden von diesen Kantinen fast keine Lebensmittel aus der Region bezogen. Das muss schnellstmöglich geändert werden. Wenn den Anbauern über die Großabnehmer Umsätze gesichert werden, können diese nachhaltige und umweltschonende Anbaumethoden anwenden und auch die Preise für gesunde biologisch angebaute Lebensmittel für die privaten Verbraucher geringer halten.
Es wäre ein lohnenswertes Ziel in dem geplanten Forschungs- und Gründungszentrum der Technischen Hochschule Mittelhessen in Friedberg in dem neuen Stadtteil auf dem Kasernengelände auch zur besseren Herstellung, Veredelung und Logistik regionaler Lebensmittel zu forschen, zu entwickeln und entsprechende Firmen zu gründen.
Friedberg und die Wetterau könnten sich so zu einem bedeutsamen Herstellungs-, Dienstleistungs- und Wissenszentrum für die Region entwickeln und der Stadtteil selbst sollte als „Essbare Stadt“ konzipiert werden.