Friedberger Grüne im Austausch mit Mathias Wagner und Katy Walther
Jeden Tag leiden Fahrgäste auf den Bahnstrecken von und nach Friedberg unter Verspätungen und Ausfällen von Zugverbindungen. Außerdem wurden aus Fachkräftemangel zahlreiche Verbindungen aus dem Fahrplan gestrichen: Inzwischen verkehren weniger Züge zwischen Friedberg und Frankfurt als vor dem entbehrungsreichen Ausbau der S6, der ja eigentlich das Angebot verbessern sollte. Und auf die versprochene Nacht-S6 warten die Wetterauer bis heute vergeblich. Verschlimmert wird die Situation durch die fehlenden Fahrgastinformationen, die einen Umgang mit diesem Notstand unmöglich machen. Mathias Wagner, Fraktionsvorsitzender der Hessischen Landesgrünen, sowie Katy Walther, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion, ließen sich am 20. September am Friedberger Bahnhof vom Aktionsbündnis ”Bahnnotstand” über die aktuelle Situation informieren. Im Rahmen der europäischen Mobilitätswoche besuchten Wagner und Walther eine Reihe von Städten, in denen Projekte stocken oder es Missstände im Bereich ÖPNV gibt. “Vielfach sind Fahrgäste, aber auch Bahnbedienstete frustriert, da sich keine Besserung abzeichnet”, stellt Jonas Lohse vom Vorstand der Friedberger Grünen fest. “Ein großes Problem sind die unterschiedlichen Verkehrsunternehmen, deren Kommunikation untereinander nicht funktioniert”, kritisiert Philipp Loth vom Fahrgastverband PRO BAHN Hessen. Die Beschwerden an RMV, Deutsche Bahn, Start, HLB und VHT blieben meist ohne Reaktion oder die Antworten waren ausweichend.
Mathias Wagner erläutert, dass es ein strukturelles Problem sei: “Bis heute gibt es seitens des Landes keine Aussagen, wie viel Geld nächstes Jahr für den ÖPNV zur Verfügung stehen wird. Die Verkehrsgesellschaften sind ratlos angesichts der Tatenlosigkeit der Landesregierung. Sie brauchen eine Finanzierungszusage, um die notwendigen Investitionen zu tätigen und um mit angemessenen Gehältern die dringend benötigten Fachkräfte für den Betrieb der Stellwerke und Bus- und Bahnlinien zu gewinnen. Statt endlich in eigener Verantwortung zu handeln, stiehlt sich die schwarz-rote Koalition bislang aus ihrer Verantwortung”.
“Das allseits gelobte Deutschlandticket hat die Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs durcheinandergewirbelt. Und natürlich ist ein realistischer Blick auf die Einnahmenausfälle notwendig. Zuschüsse per Koalitionsvertrag zu deckeln, wie es die Landesregierung tut, oder das Ticket gleich ganz abschaffen zu wollen, wie es ein CDU-Parteitagsbeschluss fordert, ist der falsche Weg. Denn er gefährdet die Zukunft des Deutschlandtickets und damit auch eines erschwinglichen Angebots für die Pendlerinnen und Pendler“, ergänzt Katy Walther, die sich gut an die konstruktiven Gespräche mit den Verkehrsverbünden erinnern kann, als die Grünen noch an der Landesregierung beteiligt waren. „Jetzt stehen die Verbünde und alle nachgeordneten Unternehmen vor unlösbaren Problemen und wissen nicht, ob sie Linien abbestellen müssen und notwendige Fahrzeuge noch beschaffen können.” Hinsichtlich des Austausches von Fahrplaninformationen fordert die grüne Verkehrspolitikerin zeitnah ein Treffen der verschiedenen Verkehrsunternehmen und Verbünde, um den Menschen verlässliche Fahrplanauskünfte zu garantieren. Dies sei möglich, auch wenn noch keine Finanzierungszusage aus Wiesbaden vorliegt.
Die Auswirkungen des schlechten ÖPNV auf Politik und Wirtschaft sind enorm. Viele Pendler*innen steigen inzwischen notgedrungen auf das Auto um und tragen damit zu den morgendlichen Staus bei, die auch mit einer Verbreiterung der A5 nicht aufgelöst werden können. Unternehmen hinterfragen auch Standorte, die eigentlich gut mit der Bahn erreichbar sind. Friedberg, das in fünf Richtungen mit der Bahn angebunden ist, leidet dabei in besonderem Maße. Gerade im Hinblick auf die Entwicklung des Kasernengeländes stellt sich die Frage, wie sich dann die Verkehrslage entwickeln wird. Die Friedberger Stadtverordnetenversammlung hat erst kürzlich auf Antrag der Grünen eine Resolution an den RMV und an die Landesregierung gerichtet, in der diese aufgefordert werden, sich um den Missstand der fehlerhaften Fahrgastinformation zu kümmern. Auch andere Städte wehren sich, wie Ivo Lingnau, Fraktionsvorsitzender der Rosbacher Grünen, zu berichten weiß. In einer Online-Petition fordert man mehr Pünktlichkeit und Verlässlichkeit auf der Bahnlinie RB16.
Das Aktionsbündnis von VCD, PRO BAHN, Grüne Wetterau und ADFC Bad Nauheim und Friedberg will sich nicht entmutigen lassen und fordert Landesregierung und Verkehrsgesellschaften auf, sich endlich mit Fahrgastvertreter*innen an einen Tisch zu setzen. ”Wir planen weitere Veranstaltungen, um die Fahrgäste zu informieren und aufzufordern, selbst aktiv zu werden”, erläutert Bernd Stiller, verkehrspolitischer Sprecher der Friedberger Grünen Fraktion. Wer informiert werden will, möge sich beim Newsletter anmelden, z.B. auf der Webseite der Friedberger Grünen (www.gruene-friedberg.de)
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