„Dieses Motto ist immer noch richtig“, betont Nicholas Hollmann. „Wenn wir die globalen Zusammenhänge im Blick haben, dann können wir auch lokal verantwortungsvoll handeln.“ Der 52 Jahre alte Familienvater spricht nicht nur aus politischer Überzeugung, sondern auch aus persönlicher Erfahrung: Nach seiner Promotion zum Verkehrsingenieur in Wuppertal hat der gebürtige Frankfurter mehrere Jahre in Kambodscha, Ruanda und Thailand gelebt und dort in der Entwicklungshilfe gearbeitet.
Seit 2015 ist Nicholas Hollmann mit seiner Frau und den drei gemeinsamen Töchtern in Friedberg zu Hause. Seine Erfahrungen aus Weltregionen, in denen die wenigsten Menschen ein so privilegiertes Leben führen können wie wir in Deutschland, beeinflusst auch seine Perspektive auf Friedberg: Er betrachtet die Stadt aus Sicht der schwächsten Verkehrsteilnehmer – und das sind die Fußgänger. „Wir alle sind Fußgänger, und trotzdem wird das Zufußgehen sehr stiefmütterlich behandelt.“ Ganz anders sehe es beim Autoverkehr aus. „Ihm wird fast alles untergeordnet, obwohl wir längst wissen, dass wir den Pkw-Verkehr sehr stark reduzieren müssen, wenn wir die Klimakatastrophe verhindern wollen“, kritisiert Nicholas Hollmann.
„In Bangkok habe ich erlebt, wohin es führt, wenn der Autoverkehr die Planung dominiert. Was wir brauchen, ist mehr Gerechtigkeit im innerstädtischen Verkehr.“ Für den Verkehrsingenieur und Stadtplaner bedeutet das zum Beispiel mehr Freiflächen und mehr Grün. „Mehr Raum für Fußgänger schafft auch mehr Platz für unsere Kinder, mehr Sicherheit auf dem Weg zur Schule und in die Kita und insgesamt mehr Lebensqualität in der Stadt.“ Dabei sei die Kaiserstraße ein wichtiger, aber nicht der einzige Baustein. Nicht nur die Entwicklung der Kernstadt, auch die der Stadtteile müsse sich mehr an den Bedürfnissen der Fußgänger orientieren. „Zu Fuß erleben wir die Gemeinschaft in der Stadt, in einer Stadt mit hoher Aufenthaltsqualität wird flaniert, verweilt und Kultur erlebt.“
Seit 2019 ist Nicholas Hollmann Mitglied der Friedberger Stadtverordnetenversammlung und setzt sich unter anderem dafür ein, dass die Entwicklung der Ray Barracks so klimaschonend wie möglich umgesetzt wird – vorzugsweise autofrei, mit hoher Aufenthaltsqualität und viel Grünflächen, verpflichtenden Photovoltaik-Anlagen auf allen Dächern und einem Klimaschutzkonzept, das alle Sektoren im Quartier miteinander verknüpft und die beste verfügbare Technik nutzt.
„Die Stadt als Institution hat eine Verantwortung ihren Bürger, aber auch der gesamten Gesellschaft und künftigen Generationen gegenüber“, betont Nicholas Hollmann. „Wir müssen in Friedberg diese Verantwortung annehmen und mit allen Mitteln, die wir haben, für Klimagerechtigkeit sorgen.“ Dazu gehöre auch, so wenig Flächen wie möglich neu zu versiegeln und die nötige Transformation vorausschauend voranzutreiben. „Damit wir unserer globalen Verantwortung gerecht werden – und damit alle Menschen in Friedberg ein schöneres Leben führen können.“
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