Auf ihrer Homepage positioniert sich die Lebenshilfe Wetterau anlässlich der Bundestagswahl deutlich für Demokratie, Inklusion und Vielfalt: „Es ist wichtig, dass wir jetzt im Wahlkampf laut und deutlich sagen: Es ist normal verschieden zu sein! Das zu respektieren ist der Kern von Inklusion.“
Im Gespräch mit dem Direktkandidaten der Grünen für den Wetteraukreis I, Esra Edel, und den beiden Friedberger Grünen Stadtverordneten Anette Kirsch-Altena und Michaela Schremmer betonen die Geschäftsführer Thomas Mächtle und Adrian Kellmann, wie wichtig eine inklusive und offene Gesellschaft für die Arbeit der Lebenshilfe sei. Als zentrale Herausforderung nennen Sie den Fachkräftemangel, der aktuell auch die Inklusionserfolge der letzten Jahrzehnte gefährde. „Wir erleben, dass die Berührungsängste gegenüber Menschen mit offensichtlicher Beeinträchtigung in den letzten Jahren wieder steigend ist“, so Thomas Mächtle. Einen Grund dafür sehen die beiden Geschäftsführer auch in der Schwierigkeit der Eltern, für ihre Kinder einen Kindergartenplatz zu bekommen. „In Zeiten knapper Kita-Plätze sind es leider oft Kinder mit Behinderung, die als erste keinen Platz mehr bekommen. Dadurch fehlt der Kontakt in einem Alter, wo das selbstverständliche Zusammenleben am unkompliziertesten erlernt werden kann, weil Kleinkinder noch keine Vorbehalte haben“.
Der Fachkräftemangel gefährde auch zunehmend die erforderliche Assistenz von Menschen mit Behinderung. Laut aktueller Studie der Goethe-Universität Frankfurt im Auftrag des Landes Hessen werden schon in 5 Jahren (2030) allein im Wetteraukreis im Bereich Erziehung, Soziales und Gesundheit 2.610 Arbeitskräfte fehlen.
Als einen konkreten Beitrag zur Linderung dieser Fachkraftkrise forderten die Lebenshilfe daher, bei der Umsetzung des Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetzes (BVaDiG) insbesondere den sozialen Bereich prioritär in den Blick zu nehmen und Menschen mit langjähriger einschlägiger Berufserfahrung die Möglichkeit zu ebnen, durch eine Validierung ihrer Fähigkeiten auch ohne formalen Abschluss als Fachkraft eingesetzt zu werden. Die Delegation der Grünen sagte zu, den Umsetzungsstand des Gesetzes zu prüfen und sich für die Berücksichtigung des sozialen Bereichs einzusetzen.
Ferner verwiesen Kellmann und Mächtle auf die Forderungen des hessenweiten HEP-Bündnisses u.a. zum vereinfachten Zugang zur HEP-Ausbildung und der ergänzenden Etablierung der HEP-Helfer*in-Ausbildung auch in Hessen.
Auf Nachfrage von Esra Edel erläuterte Mächtle, dass auch bei der Unterstützung von Menschen mit Behinderung nichts ohne die vielen Menschen mit Migrationsgeschichte ginge. Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen arbeiteten bei der Lebenshilfe und seien eine große Bereicherung. Zudem erleichterten sie oftmals den kultursensiblen Zugang zu den unterstützten Menschen.
Esra Edel bedankte sich bei Mächtle und Kellmann für das intensive und aufschlussreiche Gespräch: „Ich habe hier neue Denkanstöße bekommen und nehme viele Punkte mit, die politisch unbedingt angegangen werden müssen.“
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