An einem Sonntag im Oktober folgten einige Interessierte der Einladung des Grünen Ortsverbands, um sich über die Ausgleichsfläche (s. Info am Textende) am Kühlen Grund zu informieren. Hier soll eine artenreiche Wiese entstehen – doch momentan sieht es dort eher nach Acker aus. Dr. Doris Jensch, Biologin und Mitglied des Naturschutzbeirates des Wetteraukreises, erläuterte den Zuhörenden, was bisher geschehen ist und wie es weitergehen kann.
Das Gelände befindet sich in einem Bereich, der früher regelmäßig von der Usa überschwemmt wurde. Als die Kompensationsmaßnahme beschlossen wurde, war ein Teil des behördlichen Naturschutzes der Ansicht, dass ein Acker von selbst eine Wiese werden kann, wenn man ihn brach liegen lässt – was somit probiert wurde. In der Nachbarschaft gibt es jedoch keine artenreichen Wiesen, von denen Samen eingetragen werden könnten. Zudem war der Boden zu lange Acker gewesen, um noch keimfähige Samen der früheren Auenwiesen zu enthalten. So setzten sich zunächst Ackerunkräuter wie Disteln und Quecken durch, die im Boden überlebt hatten – ein Beispiel dafür, wie Naturschutz scheitern kann, wenn man „einfach nur alles der Natur überlässt“, so Jensch.
Die Grünen in der Stadtverordnetenversammlung beantragten 2018 ein Gutachten über den Stand und wie das Ziel der artenreichen Wiese noch erreicht werden kann. Dieses wurde 2020 durchgeführt und kam zu dem Schluss, dass die durchgeführten Maßnahmen in keiner Weise die Anforderungen erfüllen. Der Distel- und Queckenbestand muss mehrfach umgebrochen werden, um diese Arten zu schwächen, denn sonst überwuchern sie jede neue Einsaat.
2023 wurde ein Landwirt beauftragt, diesen Umbruch durchzuführen. In diesem Oktober konnte nun eine gebietsheimische Saatmischung eingesät werden. „Das ist wichtig“, erläuterte Jensch, „damit der Blühzeitpunkt der Pflanzen zu den Insekten passt. Außerdem sind diese Pflanzen optimal an Klima und Boden angepasst.“
Jetzt können Menschen auf ihren Spaziergängen mitverfolgen, ob sich im zweiten Anlauf die Wiese mit den bunten Tupfen von Margeriten, Kuckucks-Lichtnelke und Wiesen-Schaumkraut einstellt.
Info Kompensationsfläche
Wenn Neubaugebiete oder Straßen ausgewiesen werden und Lebensraum für Tiere und Pflanzen verloren geht, sieht der Gesetzgeber vor, dass Ausgleichsflächen geschaffen werden müssen. In Friedberg ist der Kühle Grund so eine Ausgleichsfläche – er soll kompensieren, was der Natur beim Bau der B3a verloren ging.
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